Mittwoch, 11. Oktober 2017

Musical.ly - Spaß mit Nebenwirkungen

Eine rote runde Scheibe mit einem stilisierten weißen M - das ist Musical.ly und derzeit absolut angesagt bei den Kids zwischen 10 und 14.

"Eigentlich" überlege ich gerade ob ich überhaupt einen Artikel über diese App schreiben soll. Denn - wiederum "eigentlich" - finde ich die App bringt gegebenfalls den Nutzern Ärger ein und es wäre besser sie nicht durch einen weiteren Artikel zu würdigen (sondern vielleicht besser zu ignorieren?).

Und doch - gerade dieser mögliche Ärger der meist minderjährigen Nutzer lässt mich diesen Begriff für die Blogparade "E-Learning ABC" wählen.

Sofern Sie nicht Kinder im pubertären/jugendlichem Alter haben ist Ihnen vielleicht Musical.ly noch nicht begegnet.

Also los: Googlen Sie mal den Begriff.

Mein Google-Ergebnis: sogar einen Eintrag bei Wikipedia gibt es dazu bereits.
Wenn ich das richtig auf Wikipedia verstanden habe, dann gibt es den Eintrag seit März 2017.
Ungefähr so lange nehme ich in meinem Umfeld auch wahr, wie viele Kids sich damit schon beschäftigt haben.

Doch vielleicht zuerst einmal...

Was ist Musical.ly eigentlich?


Jeder hat ja heutzutage ein Smartphone. Und nein, es ist nicht nur dazu da um mit den Eltern zu kommunizieren, sondern z.B. eben um mit der eigenen Webcam ein Video zu drehen. Dies wird zusammen mit der App von Musically (das ist die andere Schreibweise) und der dort hinterlegten Musik zu einem Musik-Clip zusammengestellt.
Geht irre schnell, ich habe mir das zeigen lassen. Und sieht wirklich ziemlich professionell aus muss ich leider zugeben.

Was den Kids jedoch nicht bewusst ist, ist dass die Songs oft aus den aktuellen Charts stammen.
Und ob die jeweiligen Künstler einer Nutzung über diesen Weg zugestimmt haben? Ich vermute mal eher nicht. Und schon haben wir ggf. eine Urheberrechtsverletzung bzw. Nutzungsrechtsverletzung.
Mal sehen wann die Anwälte im Netz diesen Markt entdecken.

Wache Elternaugen auf Apps für Kids


Doch nicht nur darum sollten sich Eltern immer mal wieder genauer damit auseinander setzen was ihre Kids machen und welche Apps sich auf dem Smartphone des Nachwuches so finden lassen.
Schau-Hin hat die "Falle! Herzen und Fans mit Hack" in einem Artikel gut ausgeführt.

MobilSicher.de schreibt "Musical.ly hat einige kritische Standard-Einstellungen. So sind Konten grundsätzlich öffentlich. Das heißt: Jeder kann die hochgeladenen Videos sehen und jeder kann einem ungefragt folgen. Der ungefähre Aufenthaltsort wird standardmäßig ausgelesen und anderen Nutzern mitgeteilt. Beide Einstellungen kann man manuell ändern. Aktuell kann man einmal eingerichtete Konten nicht mehr löschen. Beim Beenden der App wird man nicht automatisch abgemeldet. Bekommt ein Fremder dann Zugriff auf das Gerät, kann er auf das musical.ly-Konto zugreifen."
(https://mobilsicher.de/apps/musical-ly-fuer-kinder-ungeeignet)

Doch nicht nur das, nach dem Test von MobilSicher werden u.a. auch "Mobilfunkprovider, zum Beispiel Vodafone, Installationsdatum, Installationsquelle, zum Beispiel Google Playstore [und die] IP-Adresse" beim Nutzen der App ausgelesen.

Spätestens an diesem Punkt schrillten alle meine "Mama-Alarmklingeln".

Elternkompetenz für Social Media fördern


Ich frage mich, ob ich auch auf diese Informationen gestoßen wäre, wenn ich nicht gerade eine Blogparade zu Begriffen im E-Learning schreiben würde?
Denn dass Musically definitiv etwas mit der Nutzung und Anwendung und damit dem Lernen im Rahmen von digitalen Medien zu tun hat ist unbestritten.

Doch die Risiken und Nebenwirkungen sind aus meiner Sicht nicht überschaubar. Und schon gar nicht für Minderjährige!

Doch genau da "beißt sich die Katze in den Schwanz". Denn in Social Media Anwendungen, der Nutzung von digitalen Medien und Apps sind es ja gerade unsere Kids die sich meist viel mehr auskennen (zumindest beim Benutzen).

Resümee - die Eltern sind gefragt!


Ich stelle wiederum fest: die Eltern sind gefragt auf dem Laufenden zu bleiben. Verbieten bringt nichts - das sollten wir noch aus unseren eigenen Kindheitstagen wissen.
Also heißt es auf zu neuen digitalen Ufern und Erkenntnissen - und dann mit den Kids sprechen.
Saferinternet.at führt hier aus, wie es aus deren Sicht gelingen könnte Musical.ly zu nutzen ohne es gleich mit der ganzen Welt zu teilen.




Ich für meinen Teil habe diese ganzen Punkte mal mit meinem jugendlichen Umfeld besprochen - und war sehr überrascht.
Den Kids ist bei allem Wunsch zum Vernetzt-sein doch ihre Privatsphäre sehr wichtig. Und - die Nutzung der App wurde nach dem Gespräch merkbar reduziert.

Ich wünsche Ihnen eine gute Woche mit guten Gesprächen.

Herzliche Grüße
Anja Röck

1 Kommentar:

  1. Huhu Anja!
    Der Musical.ly-Trend ist irgendwie an mir vorrüber gegangen, aber ich falle ja auch nicht mehr so ganz in die Hauptzielgruppe, die du genannt hast. ;)

    Deine Kritik bezüglich Datenschutz finde ich absolut gerechtfertigt. Aber immerhin gibt es auf der Musical.ly Website einen parents-Bereich, der einige Hinweise zur elterlichen Einflussnahme (?) auf das Mediennutzungsverhalten der Kinder gibt.
    Schwacher Trost. Aber da die Kids sich sowieso nicht abhalten lassen, solche Apps (zumindest) auszuprobieren, ist die beste Maßnahme, die man treffen kann wohl sie über die Risiken aufzuklären und ihnen vllt. bei den Profileinstellungen zu helfen.

    Beste Grüße aus dem (man glaubt es kaum!) sonnigen Schwerte! :)

    AntwortenLöschen