Da er zuerst den Abschnitt beenden möchte, spricht er weiter.
Eine Minute später wird die Frage erneut, dieses Mal farbig im Texchat geschrieben.
Jetzt ist er gedanklich aus dem Konzept und stolpert über den nächsten Satz.
Ich denke wir alle haben die o.g. Situation schon einmal erlebt. Doch wie gehen wir mit Zwischenfragen im Webinar um?
Fragen im Webinar
Grundsätzlich sind Fragen und damit das Einbringen im Webinar durch die Teilnehmer gut, wichtig und erwünscht.
Doch gibt es immer wieder Situationen, die einen längeren "Monolog" des E-Trainers erfordern. Z.B. dann wenn ein Thema zunächst einmal grundsätzlich aufgebaut werden muss.
Zumeist hat der E-Trainer in einem solchen Fall, so er sich denn mit E-Didaktik beschäftigt hat, sicher immer wieder gezielte Interationen vorgesehen.
Eine Abfrage, eine Frage zu der etwas im Textchat geschrieben werden soll, oder auch nur eine Folie mit dem Wortlaut "Haben Sie noch eine Frage?"
Nicht umsonst heißt es und dies zeigt auch meine Erfahrung, sollte der "Monolog" des E-Trainers maximal 7 Minuten umfassen. Allerspätestens dann müssen die Teilnehmer im Webinar auch wieder etwas tun dürfen.
Denn sonst tun sie sicher was, irgendwas... und vermutlich nicht unbedingt das, was der E-Trainer sich gerade vorstellt.
Unerwartete Fragen im Webinar
Wie also nun mit solchen unerwarteten Fragen, die ja in der Präsenz Zwischenrufen entsprechen würden, umgehen im Webinar?
Erscheinen diese im Textchat, dann bringt es in der Regel wenig diese längere Zeit zu ignorieren und einfach nur weiter zu machen.
Denn dann geschieht genau das, was oben beschrieben wurde. Der Teilnehmer denkt der E-Trainer habe die Frage nicht gesehen und wiederholt - am besten farbig, oder fett. Auf jeden Fall so, dass es sich schwerer übersehen lässt.
In einem solchen Fall, also wenn eine Frage/Anmerkung im Textchat erscheint, stocke ich selbst, zumindest kurz - und sage dann: "Danke für die Frage/Anmerkung. Lassen Sie mich noch kurz zu Ende ausführen, dann gehe ich darauf ein."
Der Vorteil, wenn die Frage im Textchat steht ist, dass diese dort stehen bleibt. Sie kann also nicht verloren gehen, weitere Fragen können dazu kommen und diese können dann gesammelt bearbeitet werden.
Eine Idee ist auch, gleich zu Beginn einer längeren Ausführung die Teilnehmer darum zu bitten ihre Fragen/Anmerkungen in den Textchat zu formulieren. Und der Hinweis, dass diese dann am Ende beantwortet und besprochen werden.
Durch dieses Vorgehen fühlen sich die Teilnehmer gesehen.
Zwischenrufe im Webinar
Die Steigerung für unerwartete Fragen ist, wenn alle Teilnehmer ihre Mikrofonrechte haben - und eine Person dies für einen Zwischenruf nutzt.
Ist ein Zwischenruf in Präsenzveranstaltungen schon irritierend, so ist dies im virtuellen Raum noch verstärkt, da sich vermutlich in dem Moment auch beide Sprachkanäle überlagern werden. In der Regel wird in einem solchen Fall auch ein Teil der Auführungen des Trainers dann vom Rest der Gruppe nicht verstanden werden.
Gut ist es daher mit den Teilnehmern von Anfang an zu klären wann und wie das Mikrofon zu nutzen ist. Insbesondere auf die Problematik der Überlagerung kann dabei hingewiesen werden. Daher sollte im Regelfall gelten, dass sich ein Teilnehmer zu Wort meldet und der Trainer dann die jeweilige Person aufruft ans Mikrofon zu gehen.
Hält sich der Teilnehmer an die Vereinbarungen und meldet sich zu Wort, dann ist es wichtig, dass der E-Trainer signalisiert, dass er diese Meldung gesehen hat (z.B. auch mit einem ähnlichen Wortlaut wie oben zum Textchat).
Tut er dies nicht, wird sonst ggf. die Vehemenz auf sich aufmerksam zu machen wiederum steigen.
Hat sich der Teilnehmer nicht an die Wortmeldung gehalten, sondern einfach dazwischen "gerufen", dann kann der E-Trainer freundlich und deutlich werden: "Jetzt müssen wir kurz stoppen, da sich die Mikrofone überlagern. Herr X, lassen Sie mich doch bitte noch kurz zu Ende kommen. Sie können ihre Frage gerne schon in den Textchat schreiben, damit wir sie nachher noch präsent haben." So wurde nun der eine Teilnehmer abgeholt. Je nachdem wie oft eine Unterbrechung dieser Art so schon erfolgt ist, fügt der E-Trainern ggf. noch hinzu: "Denken Sie alle bitte daran sich erst zu Wort zu melden, damit wir uns nicht gegenseitig ins Wort fallen. Danke!"
Antworten, die gleich sein müssen!
Die überwiegende Zahl der Fragen/Anmerkungen hat sich Zeit. Zumindest so lange, bis ein günstiger Zeitpunkt im Ablauf erreicht ist, an welchem die Diskussion stattfinden kann.
Doch manches Mal erscheinen auch Fragen oder Bemerkungen, die in gewisser Weise Ausdruck für die nonverbale Kommunikation sind, welche uns ja im virtuellen Raum fehlt.
Beispielsweise eine Textmeldung, die lautet: "Das sehe ich genauso!", kann eine Verstärkung dessen sein, was der E-Trainer gerade ausgeführt hat.
Auch ein Smiley in der Teilnehmerliste ist oft ein Schmunzeln/Lachen des Teilnehmers und damit eine Reaktion auf etwas das gerade im Webinar ablief.
Solche "Einwürfe" sollten E-Trainer möglichst gleich bemerken, beachten und in die Gruppe rückspiegeln (so wie in der Präsenz ein Kopfnicken, oder ein Daumen-hoch, ja auch bemerkt werden würde).
Der E-Trainer kann dazu z.B. formulieren: "Frau Y schreibt gerade im Textchat dazu, dass sie das genauso sieht. Herr B hat den Punkt auch gerade mit einem Klatschen unterstützt. Danke für die Verstärkung meines Argumentes."
Zum Einen entsteht so ein tieferer Kontakt, zum Anderen merken die Teilnehmer, dass der E-Trainer sie trotz des "Monologes" (und eines Bildschirmes vor seinem Gesicht) noch immer sieht.
Unerwartete Fragen und Anmerkungen im Webinar müssen also nicht immer gleich beantwortet, aber auf jeden Fall gesehen werden.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Herzliche Grüße
Anja Röck
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