Mittwoch, 5. Juni 2019

Raumverhalten im virtuellen 3D Raum (a)

Im virtuellen Raum gibt es doch gar keine nonverbale Kommunikation! Oder?

Proxemik - Raumverhalten - virtuell?

Ja!!!


Denn im 3D Raum ist das auf einmal wieder ganz anders....


Raumverhalten - im virtuellen Raum?


Viele synchrone Online-Nutzer kennen einen 2D Raum in fast schon alltäglichen Situation.
Da werden:
  • Meetings durchgeführt, 
  • Teambesprechungen absolviert - 
  • und/oder gar Online Weiterbildungen finden statt.

Virtuelle 2D Räume zeigen sich dabei überwiegend in einer "Art tabellarischem Aufbau".

Es gibt also einen Bereich für die Präsentation der Inhalte, meist einen Textchat, einen Bereich um Dateien auszutauschen - und auf jeden Fall einer Teilnehmerliste. Dort sind alle anwesende Personen, mit ihrem Namen aufgelistet.

Und auch wenn so manche Teilnehmerliste anbietet ein Bild zum Namen anzuzeigen, oder gar die Personen/Bilder um einen virtuellen Tisch zu gruppieren, kann man im 2D Raum nicht wirklich von einem Raumgefühl sprechen.

Der Unterschied von 2D zu 3D


Im 2D schauen wir praktisch "platt" bzw von "oben" in ein virtuelles Szenario. Durch Interaktion unter den Teilnehmern und mit dem Trainer ist zwar einiges machbar - ein wirklicher Austausch von nonverbalen Signalen findet jedoch nicht statt.

Und auch wenn viele E-Trainer mit dem Einsatz der WebCam dies wett machen wollen - so ist dies aus meiner bisherigen Erfahrung ein eher nur (sehr!) schwacher Ersatz.

Eine deutliche Veränderung ist jedoch im 3D Raum wahrzunehmen.

Hier bewegen sich die Teilnehmer und der Trainer mit Hilfe eines Avatars.
Für diesen suchen sie bereits (bewusst oder unbewusst) im Vorfeld aus, welche Kleidung, mit welchen Farben dieser tragen soll.

Im 3D Raum selbst "erscheinen" die Avatare dann in einem sogenannten "Ankommens"-Bereich.

Und ich staune immer wieder: Steht da schon ein Avatar und ein anderer erscheint - dann treten beide automatisch einen Schritt zurück.

Die Distanzzonen  - und damit Proxemik lassen grüßen.

Proxemik im 3D Raum - ganz konkret


Werfen wir zunächst mal eine Blick auf die Definition von Proxemik:
"Die Proxemik als eine bestimmte Form der nonverbalen Kommunikation schließt die Beziehungen zwischen dem Körper des Sprechers und anderen Menschen oder Gegenständen in seiner Umgebung mit ein, d.h., das Schlüsselkonzept ist der Raum. Einer der wichtigsten Forscher auf diesem Gebiet, Edward Hall, stellte fest, dass die menschliche Nutzung des Raumes kommunikativ ist., wobei der Abstand zwischen zwei Akteuren z.B. auf den Grad ihrer Vertrautheit und Zweck ihrer Kommunikation hinweist."
Stangl, W. (2019). Stichwort: 'Proxemik'. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik (2019-05-27)

Genau dieses Verhalten des Abstandes und was sich für Teilnehmer im virtuellen 3D Raum gut anfühlt habe ich ja bereits oben beschrieben.

Zu beobachten ist auch, dass sich Teilnehmer, die verstanden habe, wo neu hinzugekommene "erscheinen" werden, anders platzieren - um eben diesem "zu nah" aus dem Weg zu gehen.


Proxemiküberlegungen für 3D E-Trainer


Bei E-Trainern im 3D Raum hat dieser Punkt noch eine weitere Facette. Denn ich bedenke z.B. - genau wie in Präsenzveranstaltunge - bewusst, wo ich als Trainer zur Begrüßung stehen werde.
  • Wo kann ich alle Ankommenden sehen?
  • Wo können mich alle neu hinzugekommenen Teilnehmer sehen?
  • Was sollten die Teilnehmer zusätzlich gut sehen können (z.B. das Welcome-Board oder eine Präsentationsfläche)

Wie in der o.g. Definition ausgeführt, so überlege ich im 3D Raum eben auch:
„Wie stellt sich ein Gesprächspartner zu seinen Zuhörern [bzw. wie stelle ich mich als Trainer auf]?“ wird innerhalb der Proxemik behandelt. Wie bewegt sich ein Redner [E-Trainer] im Raum während er seine Zuhörer anspricht? ...
Stangl, W. (2019). Stichwort: 'Proxemik'. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik (2019-05-27)

Genauso plane ich, wie ich mich im und durch den virtuellen Raum bewege, so, dass
  • alle mich hören können (z.B., dass kein Teilnehmer im Raum "verloren" geht, mich z.B. nicht mehr hören kann)
  • sich immer eingebunden und mitgenommen fühlen (ich also z.B. wahrnehmen kann, ob alle Teilnehmer auch interaktiv dabei sind, z.B beim Schreiben auf ein Board)
  • ich alle Teilnehmer im Blick behalten kann (z.B. kein Teilnehmer im Nachbarraum im virtuellen Szenario steht, ohne dass ich dies bemerke)
  • ich mitbekomme, wenn ein Teilnehmer technische Probleme hat (z.B. wenn die Bewegung mit dem Avatar noch nicht optimal klappt)
  • ich wahrnehmen kann, wenn inhaltliche Anliegen der Teilnehmer auftreten (sich also z.B. jemand zu Wort meldet)
~~~~~~~~~~

Ja - ich merke es ... es wird mal wieder ein längeres Thema, daher werde ich mich im zweiten Teil mit proxemischen Interaktionen beschäftigen, die im 3D Raum möglich sind.

Seien Sie gespannt.

Ich wünsche Ihnen eine gute Woche.

Herzliche Grüße
Anja Röck


Quellen Bilder: TriCat Spaces, Pixabay

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