Montag, 6. November 2017

Qualität im E-Learning einschätzen

Die Beurteilung der Qualität von Präsenz-Bildungsmaßnahmen ruft immer wieder kontroverse Diskussionen hervor. Für E-Learning gibt es da aus meiner Sicht auch noch einiges zu besprechen und festzulegen.

Mein Begriff zum Q bei der Blogparade "E-Learning A B C" lautet daher "Qualität im E-Learning einschätzen" .


Marketingveranstaltung oder Angebote mit Inhalt


Allein schon beim Begriff Webinar fängt es an.
Dieses Format wird von sehr vielen Anbietern als reinen Marketinginstrument gesehen. Auf der anderen Seite wird als Definition das "Web-Seminar" hochgehalten.
Was nun? Sind tatsächlich Inhalte drin? Dann müssten die Webinare doch etwas kosten, oder? Tun sie jedoch bei sehr vielen Angeboten nicht...

Und wenn doch Kosten für Webinare oder Webinarreihen verlangt werden, dann - solche Kundenanfragen kenne ich selbst - wird nachgefragt, warum hier Geld bezahlt werden soll für eine Werbeveranstaltung.

Dies ist aus meiner Sicht schon ein erster Punkt, der - in Bezug auf Qualität und deren Einschätzung - es sowohl für Anbieter, als auch für Endverbraucher einfacher machen würde, wenn es feste Definitionen gäbe. Sodass jeder weiß was drin ist, wenn etwas bestimmtes drauf steht.

Qualitätskriterien für Weiterbildungsangebote


Auf der Suche nach solchen Kriterien landete meine Suche beim Wuppertaler Kreis e.V., der folgende Schlagworte in seinen "Qualitätskriterien für Weiterbildungsveranstaltungen" seiner Mitglieder auflistet:
Rahmenbedingungen, wie die Veranstaltung sein sollte, z.B. Devisen, wie "zukunftsorientiert, zielgruppengerecht, praxisorientiert, objektiv, produkt- und firmenneutral". Der Fokus liegt u.a. auf den Referenten, den Programmen/Ankündigungen, den Teilnehmerunterlagen und der Evaluation.

Auch das BiBB formulierte 2008 eine Checkliste für die "Qualität beruflicher Weiterbildung". Unter Punkt 3 wird dort formuliert: "Wichtige Hinweise auf die Qualität eines Weiterbildungsanbieters liefern ... Angaben zur Ausbildung des eingesetzten Lehrpersonals, zur Ausstattung der Seminar- oder Übungsräume oder auch Kokumentationen der ARbeit des Anbieters." Weiter heißt es ".. dass die technische Ausstattung dem modernsten Stand entspricht..." Auch wichtig war dem BiBB, dass "das Weiterbildungspersonal Wissen und Kenntnisse vermittelt". Ferner dass dem Lehrenden bewusst ist, dass "heute zunehmend lernbegleitend" gearbeitet werden sollte.



Checkliste für Kursangebote


Stiftung Warentest hat dies zum Anlass genommen über den Weiterbildungsguide mit Hilfe einer Checkliste Kursangebote zu prüfen.

Die erste Frage hier lautet: "In welcher Form wir die Weiterbildung angeboten? (1) als Präsenzunterricht, (2) als Fernunterricht, (3) als Online-Kurs."


Das Ausprobieren mit der Eingabe für den Check eines Online-Kurses zeigt dann, dass es bei der nächsten Frage ins Eingemachte geht. Abgefragt wird u.a. die Rahmenbedingungen, Kosten, Rücktrittsrechte, technische Ausstattung, Demoversionen, Lernziele, Details zum Curriculum, technischer Support, Kommentare von Teilnehmern, Evaluation uvm.

Insgesamt sind dort 11 Muss-Fragen und 20 Soll-Fragen, jeweils mit erläuternden Details. Z.B. beim Technischen Support der Hinweis, dass dieser zeitnah erreichbar sein sollte und vor allem wer die Ansprechpartner für Technik, aber auch wer der "E-Tutor" für den Inhalt ist. Insbesondere wird noch darauf verwiesen, dass abgeklärt werden sollte, ob der Support in den Kurskosten enthalten ist oder nicht.

In Vorbereitung auf diesen Artikel habe ich kurz mit dem Gedanken gespielt eine eigene Checkliste für E-Learning Angebote zu erstellen - doch ganz klar: Wow, meine Hochachtung! Diese Liste von Stiftung Warentest bietet eine wirklich gute Grundlage für Endverbraucher für einen ersten tieferen Einstieg.

Wichtig ist jedoch aus meiner Sicht noch, dass gerade bei E-Learningangeboten das Gespräch mit dem Anbieter selbst gesucht werden sollte.

Und - leider ist dort auf der Website zwar eine Erklärung für E-Learning zu finden, doch leider wird dabei z.B. nicht zwischen asynchronen und synchronen Lernformen unterschieden. Ferner wir leider auch nicht näher definiert, was z.B. genau ein "Online-Kurs" nun sein kann (asynchron und/oder synchron?)

Wie war das nun mit der Qualität?


Ein bisschen detaillierter geht es im "Leitfaden E-Learning.  Dort ist auf Seite 3 unter der Überschrift "Onlinekurse: Im Internet" zu finden, dass es "Live-Onlinekurse, so genannte Webinare, sowie Onlinekurse in Form von Lernprogrammen gibt." Auf Seite 4 liest man im Glossar "Webinar: Ein Webinar ist ein Seminar, das im Web stattfindet. Dozent und Teilnehmer können und sollen miteinander kommunizieren."

Wohl bemerkt: Kein Wort von einer Marketingveranstaltung!

Um nun zu meinem einführenden Satz zurückzukehren ...
Nicht nur für die Qualität von Präsenzangeboten, auch für E-Learningangebote ist die Zeit aus meiner Sicht überfällig:
  • Begriffe zu klären
  • Rahmenbedingungen abzustimmen
  • und sich über Qualitätskriterien mal ein bisschen mehr Gedanken zu machen.

Im Moment bleibt uns als E-Learning Anbietern nur, so transparent wie möglich zu sein und noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.
Dem Endverbraucher ist zu raten: Schauen Sie genau hin und fragen Sie nach"

Herzliche Grüße
Anja Röck

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